Herr Zumstein, wie eng haben Sie den Bau des neuen Recyclingcenters in Ibach begleitet?
Der Gemeindeverband REAL ist ein KMU-Betrieb. Die grossen Projekte begleite ich mit. Wir sind das Entsorgungs- und Recycling-Unternehmen der Region Luzern. Der Neubau eines modernen Recyclingcenters hat für uns eine wichtige strategische Bedeutung.
Welche Kriterien musste der Neubau erfüllen?
Wir haben das Projekt in Form eines Studienwettbewerbs ausgeschrieben. Es galt die prominente Lage direkt an der Autobahn zu berücksichtigen. Das Gebäude sollte architektonisch einen Akzent setzen und unsere Werte verkörpern: aktiver Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit sowie innovative Entsorgungs- und Recyclinglösungen im Bereich Abfall und Abwasser. Es ist ausserdem der Hauptsitz von REAL und gut einsehbar.
Entstanden ist eine auffällige Halle aus Holz und Stahl. Waren dabei Recycling und Ökologie auch Themen, die beim Bau berücksichtigt wurden?
Wir haben in dieser Hinsicht eine Vorbildfunktion. Wir stehen in der Öffentlichkeit. Ob Private oder Gewerbe, viele Besucherinnen und Besucher kommen täglich zu uns, um ihre Wertstoffe und Abfälle zu entsorgen. Deshalb sollte das Bauwerk nachhaltig sein. Unter anderem wurde das Bürogebäude im Minergie-A-Eco-Standard gebaut. Es kam ausschliesslich Schweizer Holz zum Einsatz, mehrheitlich sogar Luzerner Holz, das teils von den Verbandsgemeinden stammt. Und auf dem Dach erzeugt eine Fotovoltaik-Anlage Strom. Aber nicht nur die gesammelten Abfälle werden hier wiederverwertet, auch die Gebäude bestehen zum Beispiel aus Recyclingbeton und, wo möglich, aus recycelbaren Materialien.
Selbst die riesige Holz-Stahl-Konstruktion der Halle ist demontier- und wiederaufbaubar. Mit welchem Ziel?
Wir wollten flexibel bleiben. Wir wissen nicht, wie sich das Recycling der Zukunft entwickelt. Deshalb ist die Halle hoch und stützenfrei. Man kann sie bei Bedarf völlig anders nutzen, demontieren, eine Sortieranlage einbauen, Fahrzeuge einstellen. Falls der Raum eines Tages anders genutzt werden soll, ist die Halle recycelbar, man kann die Elemente alle ab- und anderswo wieder aufbauen. Dieses Maximum an Flexibilität ist zukunftsweisend. Es ist eine Bauweise, die zwar statisch anspruchsvoll ist, aber möglichst viele Optionen offenlässt. Das macht sie zu einer wertschöpfenden Recyclinganlage.
Wie wichtig war es Ihnen, mit regionalen Partnerunternehmen zusammenzuarbeiten?
Neben der Nachhaltigkeit war uns Qualität sehr wichtig, da die Bauteile tagtäglich im Einsatz sind. Wir legten Wert darauf, Lieferanten zu haben, die uns anschliessend auch Service und Unterhalt bieten können. Wir wollten die Baumaterialien nach Möglichkeit aus der Region beziehen. Die Langlebigkeit und Verfügbarkeit von Ersatzteilen muss gewährleistet sein. Deshalb haben wir etliche Baufirmen – beispielsweise auch für Holz oder Kies – aus der Zentralschweiz berücksichtigt. Wir haben zudem mit KMUs und Familienbetrieben gute Erfahrungen gemacht. Sie sind sehr engagiert, gerade wenn es sich um ein Prestigeobjekt und eine gute Referenz wie das Recyclingcenter handelt.